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Eröffnung: 21.02.2008, 19.30 Uhr

Ausstellung: 22.02.–26.04.2008

Wir schreiben das Jahr 1999. Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich mitten in Mexico City, in einer ruhigen und schattigen Seitenstraße. Sie biegen um die nächste Ecke und was sehen Sie? Zwei Polizisten, die am hellichten Tage mitten auf der Straße tanzen. Die beiden Staatsbeamten sind in voller Montur, ihre Schusswaffen hüpfen im Rhythmus auf und ab. Erst als sie aufgehört haben zu tanzen, bemerken Sie noch eine dritte Person in dieser Szenerie, einen jungen Mann, der das ganze Geschehen mit seiner Kamera festgehalten hat. Die drei tauschen Grüße und Geld aus – so, wie es scheint, wohl für die tänzerische Darbietung.

Nun befinden wir uns wieder im Jahr 2008. Und Sie sind in München auf einer Ausstellung und stehen plötzlich vor denselben tanzenden Polizisten, diesmal allerdings in einer Video-Projektion. Doch es gibt hier noch andere Filme zu sehen: nochmal Polizisten in sonderbaren Aktionen, ein haarloser, mexikanischer Hund, der eine französische Pudeldame begattet, eine Seifenoper, die in einem Möbelladen gedreht wurde, ein Remake von Joseph Beuys berühmter Kojoten-Performance und viele mehr. Sie alle sind Teil von „subtitle“, einer Video-Installation von Yoshua Okón, der derzeit Gast ist in der Villa Waldberta, das internationale Künstlerhaus der Stadt München am Starnberger See.

Okón arbeitet mit „Nicht-Schauspielern“ und Leuten, die er auf der Straße trifft. Er bietet ihnen ein Forum, um ihre eigenen Träume und Fantasien auszuleben, (die manchmal gerade die schlimmsten Albträume der Zuschauer sind). Innerhalb dieses Arrangements wird die Kamera zum Vorwand, zu einem Mittler, Schild und Spiegel. Als Spiegel beispielsweise enthüllt sie das Unbehagen über unsere eigenen Gedanken als Zuschauer, enthüllt glaubwürdig das, was sich in uns anbahnt und hineinzieht in die vielfältigen problematischen und polemischen Themen Okóns. Okóns Performance-Portraits (oder auch Portrait-Performances) offenbaren also nicht nur das „ethische Risiko“, die die Kunst sowohl für den Künstler als auch für seine Mitarbeiter haben kann, sie sind auch ein Risiko für die Subjektivität des Betrachters, weil sie uns unbequemerweise zu Komplizen macht. Okóns Arbeit spiegelt unsere konstruierte Vorstellung von der Welt und ihrer Bewohner wider, also die künstlichen und säuberlich abgesteckten Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion, Wirklichkeit und Kunstwelt, Traum und Leben. In Okóns Werk ist das Risiko das Gegenstück zur Ungewissheit.

Aus dem Englischen übertragen nach Gabriela Jauregui, „Pull the Trigger!“ in „Aesthetics of Risk“, 2008

Yoshua Okón ist Stipendiat der Villa Waldberta.

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© Lothringer13, Städtische Kunsthalle München
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